Rainer Schmidt – Keine Hände, keine Langeweile
Ich habe einen Freund verloren ☹
Gerade eben habe ich vernommen, dass Matthias Schlubeck nicht mehr unter uns weilt☹. Der für mich wunderbarste Panflötist Deutschlands, famoser Mensch und heiterer Geselle hat uns verlassen ☹ ☹ ☹. Umso schöner, dass seine Musik und sein Werk fortan von Frau Hannah Schlubeck, (geborene Matthias – oder besser „genannte“?) weitergeführt wird. Alles Wissenswerte erzählt das Westfalen-Blatt.
Für mich ist der Verlust von Matthias ein herber Schlag. Mit niemand anderem wurde ich so häufig verwechselt wie mit Matthias.
Das lief in der Regel so ab:
Mensch: „Sie sind doch der, der so gut Panflöte spielt.“
Ich: „Nein, ich spiele Tischtennis“.
Mensch: „Ach Entschuldigung, dann habe ich Sie verwechselt. Sie sehen sich aber auch echt sooooooo ähnlich.
Ich: „Ja, wir haben beide kurze Arme. Das ist schon mächtig viel Ähnlichkeit. Kennen Sie Thomas Quasthoff? Mit dem werde ich auch oft verwechselt. Der hat zu den kurzen Armen noch kurze Beine.
Manchmal hatte ich auf ein langes Gespräch keine Lust. Dann verlief die Konversation so:
Mensch: „Sie sind doch der, der so gut Panflöte spielt.“
Ich: „Nein, ich spiele Klavier“.
Mensch geht.
Manchmal aber hatte ich auch richtig Lust auf Verwechslung.
Matthias lebt in der Nähe von Paderborn und ist da berühmt. Auch ich durfte schon mehrfach im Großraum Paderborn auftreten. Eines Tages ging ich in ein italienisches Restaurant.
Der Chef des Hauses erblickte mich und pronto schenkte er mir ein überschwängliches Lächeln:
„Maestro, welche Ehre, ich bin ein ganz großer Bewunderer ihrer Kunst“.
Ich fühlte mich geschmeichelt und dachte, Tischtennis als Kunst, der Mann hat Geschmack.
„Würden Sie ein Stück für uns spielen? Sie sind natürlich Gast des Hauses.“
„Oh,“ dachte ich: „schon wieder jemand, der mich für Matthias Schlubeck hält. Wieso muss ich nur immer wieder erklären, dass ich nicht der berühmte Panflötenspieler bin? Ja wieso eigentlich?“
Ich: „Vielen Dank für die Einladung, aber leider, leider, ich habe kein Instrument dabei“. Ich betone, das war nicht gelogen. „Ich könnte aber beim nächsten Besuch ein Instrument mitbringen“. Auch das war nicht gelogen.
Chef: „Giovanni, der Herr ist heute unser Gast. Lasse es an nichts fehlen.“
War das ein Restaurant: Schrimps-Cocktail zum Champagner, Lachs-Carpaccio, ein kräftiger Barolo zu den Tortellini mit Trüffel, Tiramisu als Finale, hmmmmm.
Chef zum Abschied: „Beehren Sie uns bald wieder.“
Inzwischen habe ich eine Liste von 17 Restaurants im Großraum Paderborn, die ich auf gar keinen Fall ein zweites Mal besuchen werde. Und Matthias hat schon dreimal eine auf's Maul bekommen, weil er sich partout geweigert hat, ein spontanes Konzert in einem Restaurant zu spielen. Die letzten zwei Jahre ist er nie mehr ohne Panflöte essen gegangen.
Ich werde also der Zeit nachtrauern, wo ich mit dir, lieber Matthias - jetzt Hannah verwechselt wurde.
Wobei …
Vielleicht finde ich ja irgendwo eine Perücke, die Deinen Haaren zum verwechseln ...